Der Bürgerwille wird zunehmend ernst genommen, freut sich die Freie Wählergemeinschaft Bensheim (FWG).
So scheint es jedenfalls, wenn man die aktuellen Pressemitteilungen und die veröffentlichten Wahlprogramme der am 14. März in Bensheim zur Kommunalwahl antretenden Parteien studiert. Besonders auffällig ist diese Wendung hin zur Bürgerbeteiligung bei den ehemaligen Koalitionären CDU, GLB und BfB, stellt der FWG Stadtverordnete Dr. Rolf Tiemann erfreut fest.
Bis zum Bruch dieser Koalition im Januar 2020 hatten diese drei Parteien in den Gremien eisern zusammengehalten und sich gegen die wachsende öffentliche Kritik und die zunehmend aktiv werdenden Bürgerinitiativen, wie z.B. BI Riedwiese oder BI Tempo 30 in der Friedhofstraße, massiv gewehrt. In der Öffentlichkeit wurde gar versucht, deren berechtigte Anliegen zu verunglimpfen. Dies hat sich zum Glück grundlegend geändert.
Einer der damaligen Koalitionäre schreibt sich z.B. inzwischen den Erfolg der BI Riedwiese zum rechtlichen Ausschluss einer Bauschuttrecycling-Anlage sogar auf die eigenen Fahnen.
Auch die Proteste gegen den Abriss des erst 40 Jahre alten Hauses am Markt und dessen Ersatz durch einen sündhaft teuren neoklassizistischen Prunkbau wurden anfangs abgetan. Die Gegner dieses Projektes wurden zunächst diskreditiert und ihre Ziele als reine kontraproduktive Blockade dargestellt. Anträge der FWG, die die Anliegen der Bürgerinitiativen unterstützten, wurden konsequent abgelehnt.
Demgegenüber setzte sich z.B. die BfB vehement für diesen Neubau und die Ansiedlung einer Systemgastronomie ein. „Aus Überzeugung“ für den Abriss“ lautete dazu die Überschrift eines Presseartikels der BfB im Bergsträßer Anzeiger am 18. Februar 2019.
Mit dem Erfolg der BI „Bensheimer Marktplatz besser beleben“ und dem Stopp am Marktplatz, spätestens aber mit der Abwahl des bisherigen Bürgermeisters, scheint sich nun eine grundlegende politische Neubesinnung abzuzeichnen.
Die von der neuen Bürgermeisterin Christine Klein in ihrem Wahlprogramm aufgegriffenen Themen und ihre Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung wurden von der FWG Bensheim von Beginn an unterstützt. Jetzt finden sich diese auch in den Programmen der alten Koalitionsparteien wieder. Das erweckt Hoffnung auf eine bessere und konstruktivere Zusammenarbeit in den städtischen Gremien als in der Vergangenheit, so die vorsichtig optimistische Einschätzung von Dr. Rolf Tiemann.